Samstag, 3. Juli 2021

Bücherwelten: Li Rui's Roman „Die Salzstadt“

Chinas Geschichte im 20. Jahrhundert war ziemlich blutig. Der Autor rollt sie in seinem Roman (orig.: „Jiuzhi“, 1993) am Beispiel einer angesehenen Familie in einer kleinen Stadt, beginnend in den 1920er Jahren auf. 

Die Familie war im Salzhandel reich geworden, herrschte über Produktionsstätten, Felder und Arbeiter*innen in einem feudalen Stil. Doch die Zeiten ändern sich, Landlords und Gegenbewegungen kämpfen um Einfluss und Gelder, die sie im Regelfall mit ihren bewaffneten Einheiten erpressen. 

Mit den jeweiligen identifizierten Gegnern geht man nicht zimperlich um, meistens werden sie hingerichtet. Gewalt erzeugt in einer Spirale meist Gegengewalt und als sich der Kommunismus durchsetzt, werden auch dessen Gegner ins Gefängnis oder Umerziehungslager gesteckt oder gleich hingerichtet. Später – während der Kulturrevolution - reichte es aus, per Geburt nur der herrschenden Schicht anzugehören, um drangsaliert, misshandelt oder ermordet zu werden. Das traf bereits die Kinder im Schulalter. Selbst glühende Anhänger der Partei konnten ihren Makel der Herkunft meist nicht wirklich reinwaschen. 

Die meisten männlichen Mitglieder der Familie wurden 1951 in einer großen Hinrichtungsaktion erschossen. 

Es ist ein eindringliches, heute wohl vergessenes Buch, das man gegebenenfalls antiquarisch erwerben kann.

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