Mittwoch, 11. Juli 2018

Reisegefahr "Höhlen"

Gestern sind die Kinder aus der thailändischen Tropfsteinhöhle Tham Luang-Khun Nam Nang Non nahe der Grenze zu Myanmar alle gerettet worden. Ich empfand es schon als „Wunder“, dass sie – ich glaube nach 9 Tagen (!) - überhaupt lebend gefunden worden sind. 

Ich kann dieses Medienereignis mal zum Anlass nehmen, ein paar Worte über die Reisegefahr „Höhlen“ zu schreiben, denn ich kenne diese Gefahr auch, ohne dass mir jemals etwas passiert ist. Aber das kann eben auch Zufall sein, denn die Realität ist auch, dass „man“ eine zugängliche Höhle betritt, wenn man davor steht, und zwar oftmals auch in dem Wissen über theoretische Gefahren, z.B. über einen eventuell ansteigenden Wasserspiegel. In Deutschland wäre der Höhlenzugang sehr wahrscheinlich saisonal faktisch ge- und versperrt, aber außerhalb Europas kann das anders sein. 

Über die thailändische Höhle habe ich keine großen Forschungen angestellt. Bei t-online wird ein Schnitt durch die Tham-Luang-Höhle gezeigt. Nach dieser Quelle ist der Schnitt aber spekulativ, da es nur Grundriss-Vermessungen gibt. Aber gut, er hilft, sich die Situation vorzustellen. 

In einem meiner alten Reiseführer (von 2001) ist die Höhle auf einer Karte dargestellt, wird aber nicht weiter erwähnt. Ich selbst war mal in der Nähe, als ich in 2006 in der thailändischen Stadt Mae Sai an der Myanmar-Grenze übernachtete, ca. 15 – 20 km von der Höhle entfernt. Es gibt viele Höhlen in den Bergen Nord-Thailands, aber Höhlen standen dort nicht auf meinem Programm, denn ich kam damals aus Laos und besuchte dort bereits mit gemischten Gefühlen einige Höhlen um Vang Vieng. 


>Bei Vang Vieng (Laos) gibt es auch eine Schauhöhle. Solche Höhlen mit meist ausgebautem Rundweg bergen oftmals das geringste Risiko für Besucher - und man sieht auch am meisten, denn bei den Taschen- und Stirnlampen, die sonst touristisch zum Einsatz kommen, stellt man schnell deren Grenzen fest.<

Am 18.02.2006 schrieb ich in meinem damaligen, leider nicht mehr online existenten Blog dazu: „Am Ende ist unweigerlich ein Unterstand, wo meist 5.000 Kip kassiert werden und ein kleiner Junge oder auch ein älterer Mann als Höhlenführer vorangehen. Manchmal gibt es sogar echtes Equipement mit Lampe um den Kopf. Das ist aber für mich im Grunde egal, denn meist nicht allzuweit vom Eingang entfernt, wollen -mitunter sogar matschige- Röhren nach oben oder unten passiert werden, oder es führt eine senkrechte Bambusleiter in die nebulöse Tiefe. Da bin ich dann als 48-jähriger, steifer Mitteleuropäer an einem Punkt angekommen, wo ich denke, dass es nicht unbedingt eine gute Idee ist, dem Guide zu folgen und kehre um. Von anderen Reisen kenne ich auch schon das Problem mit den bei den geringsten Anstrengungen in tropischen Höhlen beschlagenden Brillengläsern - man sieht so definitiv nicht mehr viel!“ 

Mit dieser zitierten Textpassage habe ich nun schon Einiges über weitere Höhlengefahren gesagt. Es gibt dort reale Gefahren, und ich wollte und will mir nicht ausmalen, wie es weitergeht, wenn man stürzt, sich ein Bein bricht etc. Auch wenn man nicht klettern muss (von diesen Höhlen spreche ich hier gar nicht, dafür ist eine Bergsteiger-Ausrüstung anzuraten), die Steine sind oft glitschig, und theoretisch ist ein Fuß schnell verstaucht oder gebrochen – insbesondere auch, wenn man schlecht sieht, weil es relativ dunkel ist und die Brillengläser oftmals beschlagen. 

Im Ergebnis kann hier festgehalten werden, dass Höhlenbesuche in nicht ordnungsgemäß ausgebauten Höhlen in jedem Fall das theoretische Risiko erhöhen, im Urlaub zu schaden zu kommen. 

Aber ich möchte niemand davon abhalten, solche Orte zu besuchen. Irgendwie muss man ja zu Erlebnissen kommen, und Höhlen sind nicht gleich Höhlen und damit auch die Risiken nicht identisch. Es ist etwas gesunder Menschenverstand und eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten (und der erforderlichen Ausrüstung) gefragt. 

In 2016 fuhr ich mit einem schneller Boot durch die Konglor Cave in Laos, je 7.5 km hin und zurück. Ganz ohne Risiken war auch das nicht, aber es musste sein. 

Unfallstatistiken über Höhlen habe ich im Netz nicht gefunden. Vermutlich erwischt es meist nur Einzelne, und dies wird landesweit nirgendwo erfasst. Todesfälle dürften oft in Zusammenhang mit Höhlentauchen stehen, das gilt als sehr gefährlich. Hunderte sollen schon in der Unterwelt Süd-Mexicos umgekommen sein. Nördlich von Phuket in Süd-Thailand sind allerdings schon in 2007 acht Personen, darunter sechs europäische TouristInnen, nach einem Monsunregen in einer Höhle ertrunken. 

Spektakuläre Höhlenrettungsaktionen gab es übrigens auch schon in Deutschland, beispielsweise im Juni 2014 im Riesending. 

In Thailand jedenfalls gibt es ganz andere Gefahren, und der Straßenverkehr steht meist sowieso überall auf Position 1 der Unfallstatistik. 

(some not working old links deleted, 05/2024)

4 Kommentare:

  1. Hallo,
    super aktuell und dazu ein wenig in eigenen Erinnerungen geschwelgt; Ja wenn man etwas erleben und danach erzaehlen will, geht es nicht ganz ohne Risiko, und egal in welchem Alter.
    Zu dem grossen Medieninteresse gab es auf "FARANG" eine wie ich finde gute Stellungnahme.
    https://der-farang.com/de/pages/schattenseite-einer-rettungsaktion-als-gesellschaftsspiegel
    hercle

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    1. An manchmal aufpoppendes - etwas irrational wirkendes - Medieninteresse sollte man sich inzwischen gewöhnt haben. Bemerkenswert finde ich aber, dass es in Thailand erzeugt und um die ganze Welt getragen wurde.

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  2. Ganz interessiert Deinen Ausführungen gefolgt, möchte ich sagen, dass ich niemals eine Höhle in diesem Teil der Welt besuchen würde. Angst - schlicht und ergreifend Angst.
    Was ist wenn ...... 9 Tage nicht gefunden zu werden, würde mir sicher gesundheitliche Probleme bereiten und diesbezüglich ist mein Abenteuer und Entdeckungswille ziemlich abgesenkt.
    Man muss ja nicht von Allem haben. ;-)

    LG

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    1. Ach, das finde ich jetzt zu pauschal ablehnend. Auch in dem dortigen Teil der Welt gibt es gelegentlich echte Schauhöhlen, mit reingebauten Zementwegen, farblich unterschiedlich beleuchteten Stalagtiten, Säulen, klassischer Musik in großen Hallen etc. ... und wahrscheinlich auch ohne die theoretische Gefahr, den Rückweg durch Wasser versperrt vorzufinden.

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