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Sonntag, 20. Juli 2025

Im Kino: Der Salzpfad

Ein Wanderfilm gehört natürlich in diesen Blog. Die britische Regisseurin Marianne Elliott inszenierte diese Verfilmung eines im Jahr 2018 veröffentlichten erfolgreichen autobiographischen Romans von Raynor Winn. 

Der Film handelt von einem älteren britischen Ehepaar, das Hof und Existenzgrundlage verliert, eine schlimme ärztliche Diagnose (für den Mann) bekommt und sich – trotz mehr als knapper Geldmittel - aufmacht zu einer längeren Küstenwanderung im Südwesten der britischen Insel (South West Coast Path). 

Der Film trifft den Nerv unserer Zeit, in der sich viele Menschen während/nach Corona aufgemacht haben, die Welt zu Fuß zu erkunden, um ihre Nerven zu beruhigen und gleichzeitig auch Abenteuer in der Natur zu erleben. 

Geboten werden schöne Bilder vom Wanderweg, einige Kämpfe mit den Unbilden der Natur, zumal man auch im Zelt schlafen muss, reliefbedingte Erschöpfungsphasen, ein paar Rückblenden und Ausblicke. Gezeigt wird ein Paar, das harmonisch gemeinsam erstarkt und an der Aufgabe wächst.

Das Werk verzichtet bewusst auf Sentimentalität. Es konzentriert sich ganz auf das Echte, auf die Ängste und Sorgen, auf die Erschöpfung, aber auch auf die Hoffnung“, meint kino-zeit. Dennoch ist es aus meiner Sicht vielleicht nicht die umwerfend packende Filmstory geworden. Es fehlt wahrscheinlich an inszenierter Rafinesse.

Donnerstag, 26. Juni 2025

Im Kino: Marokko-Film „Alle lieben Touda“

Diesen Film musste ich natürlich unbedingt anschauen, da ich im Mai noch in Marokko herumgereist bin. Lt. Choices hat der Mann von der Frankfurter Rundschau ihn als den „herausragenden“ Film des Kino-Monats Juni gewählt. Die meisten der Befragten fanden mehrheitlich allerdings keinen Film herausragend. 

Wie auch immer, der eher düster-poetische Film der Regisseurin Nabil Ayouch wirft einen Blick auf die Schattenseiten des Lebens in Marokko, konzentriert auf eine Frau, das Nachtleben und die Vielzahl arabisch-moslemischer Männer mit ihrer Doppelmoral und ihrem toxisch-übergriffigen Verhalten gegenüber Frauen. 

Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine Sängerin/Tänzerin. Sie beginnt direkt mit einem traditionellen kleinen Fest in einer abgelegenen Gegend Marokkos und ihrer anschließenden Vergewaltigung in einem Wald. 

Sie geht weg, in eine kleinere Stadt und der Vorgang erklärt, weshalb sie dort einige Jahre später einen Sohn hat. Dort arbeitet sie abends/nachts in Etablissements als Sängerin/Tänzerin vor einer Live-Band. Die Männer werfen Geldscheine, spendieren Getränke und werden natürlich auch übergriffig. 

Es dauert vielleicht 1, 2 Jahre und dann zieht sie weiter nach Casablanca. Aber auch dort dasselbe Spiel, lediglich die Orte, wo sie auftreten kann, werden luxuriöser. 

Der Film punktet mit seiner in Deutschland weitgehend unbekannten Schauspielerin Nisrin Erradi und guten Milieubeobachtungen. „Ohne die Intensität ihrer Emotionen hätte auch die kunstvolle Inszenierung wohl nur ein mittelmäßiges Sozialdrama zustande gebracht“, meint film-rezensionen

Die Schauspielerin sah ich schon vor 4 Jahren in Maryam Touzani's Film „Adam“, der nur in Casablanca spielt und mehrere Frauen in den Mittelpunkt stellt. 

In den Crédits steht nicht, wo die Szenen gedreht wurden. Es gibt Szenen bei den Eltern in den Bergen und ihrer Schafherde, von Bus- und Mopedfahrten in diversen Gegenden und auch die große Moschee in Casablanca war als vernebelte Hintergrundszene eingeblendet. 

Insgesamt fand ich den Film schon ziemlich gut.

Samstag, 7. Juni 2025

Im Kino: China-Film „Caught By The Tides"

Jia Zhang-Ke's Film spielt in nordchinesischen Städten wie Datong und am Drei-Schluchten-Staudamm zwischen den Jahren 2001 bis vielleicht 2022. 

Ich habe schon mehrere Filme des Regisseurs im Kino gesehen. Es sind meist Sozialdramen, die von der chinesischen Wirklichkeit der oft eher einfachen Leute handeln, kriminelle Strukturen inbegriffen. 

In diesem Film geht es um Entwurzelung und Entfremdung, zum Teil vor dem Hintergrund der Fertigstellung des Staudamms und der beginnenden Flutung des Flussbettes, in dessen Zuge Millionen Chinesen nach und nach umgesiedelt werden mussten und zeitweise halbverlassene Ruinenstädte entstanden. 

Im Mittelpunkt steht dabei ein Paar, das sich entzweit, trennt, wiederfindet, eine schöne Frau und ihr Manager für Gelegenheitsjobs. 

Man sieht hier China, wie es mal gewesen ist, oft grau, trist, unfreundlich – und ziemlich weit weg von dem, was man beispielsweise heute auf Instagram sieht. Keine Ahnung, scheint auch mal Sonne im Film? Ist mir nicht erinnerlich. Gegen Ende, also während der Corona-Zeit, wird es dann noch trister. 

Zwei Menschen werden vom Fluss der Geschichte ergriffen, zwei Stücke Treibgut greifen nacheinander, um ein wenig langsamer unterzugehen“, sagt kino-zeit sehr treffend. 

Die sozialen Beziehungen sind nur angerissen im Film. Depressives Werk. Aus meiner Sicht ist der Film in erster Linie für jene potenziellen Kinogäste interessant, die entweder schon mal in China waren (wie ich vor langer Zeit) oder mal hin wollen.

Montag, 2. Juni 2025

Im Kino: das Aussteigerdrama "Eden"

Ron Howard gehört nicht gerade zu meinen favorisierten Regisseuren. Dennoch wollte ich diesen Film unbedingt noch sehen, denn auf existenzialistische Abenteurer-/Aussteiger-/Reise-Geschichten stehe ich nun mal; vermutlich, weil ich selbst nicht den Ausstieg geschafft und sozusagen mein Leben daher eventuell sinnfrei verlebt und vergeudet habe. Aber es ist eben, wie es ist, man hatte leider - wie viele andere Menschen auch - weder den Mut, die wahre Überzeugung, noch das Know How und/oder das Geld gehabt, um es zu realisieren. 

Diese vor fast 100 Jahren auf der Galapos-Insel Floreana spielende Geschichte der Erstbesiedlung (?) durch ein paar deutsche und österreichische „Abenteurer*innen“, die in Gewalt untereinander endet, hat einen historisch überlieferten, aber nicht ganz geklärten Background, weil es sich widersprechende Darstellungen über die Ereignisse gibt. 

Der Film erzählt davon – und auch von den schwierigen Lebensbedingungen, Hunger, Durst, mangelnde ärztliche Versorgung, Konflikte zwischen den drei Parteien, von Diebstahl, Waffen, „bösen“ Tieren (Hunde, Wildschweine). 

Man kann über die historischen Ereignisse und die Rezeption des Films z.B. bei Wikipedia nachlesen. Etwa: Als „düstere, erwachsene Version von Herr der Fliegen“ wird der Film von Kate Erbland in ihrer Kritik für IndieWire beschrieben. Maureen Lee Lenker von Entertainment Weekly  meint, „es fehle an guten Gefühlen in einem sonst durchweg pessimistischen Film“. 

Ich denke, das trifft so zu. Aus meiner Sicht ist es ein ziemlich guter, aber kein herausragender Film geworden, auch weil ich nicht verstehen kann, wie 8/9 Personen dermaßen egozentrisch-destruktiv agieren können, wenn sie es schon mal auf eine einsame Insel geschafft haben.

Im Übrigen gibt es in diesem Survival-Thriller so einige Brutalo-Szenen, insbesondere in Zusammenhang mit einer Geburt oder dem Ziehen eines Zahns. Da verblasst der Traum vom Paradies und einem Leben in primitiven Verhältnissen sehr schnell.

Sonntag, 6. April 2025

Bücherwelten: Kenzaburo Oe's Roman „Reißt die Knospen ab...“

Es ist ein altes Werk, dass der japanische Autor 1958 veröffentlichte. Der Autor erhielt 1994 den Nobelpreis für Literatur, und erst danach erschien das Werk auch auf Deutsch. 

Die düstere, existenzialistische Geschichte spielt irgendwo in den japanischen Bergen in den Endmonaten des Zweiten Weltkrieges. Amerikanische Bomber greifen schon das Festland an, und daher soll eine Gruppe Jungen aus einem Erziehungsheim in ein Bergdorf evakuiert werden. Unter Hunger treten sie den langen Marsch mit einem Erzieher an. 

Die rückständigen Dorfbewohner sind ihnen überall feindlich gesonnen. Schließlich gibt es ein Seuchengerücht und viele tote Tiere, die Dorfbewohner fliehen und lassen die Jungen allein zurück. Diese müssen in die Häuser und Gärten einbrechen, um sich irgendwie ernähren zu können. Außerdem ist es frostig kalt. Es gibt krankheitsbedingte Tote. 

Nebenstränge erzählen von einem im Dorf ebenfalls zurückgebliebenen Mädchen und einem sich versteckt haltenden Deserteur. 

Der „Ton“ in diesem Roman ist wuchtig-rau, sowohl in der Beschreibung der Umstände und der Natur, als auch oft in den Dialogen. Es gibt männertoxische Charakterisierungen und Verhaltensweisen bei den Männern, aber auch bei den Jungen und deutliche homosexuelle Komponenten im Roman. 

Man sagt dem Roman nach, eine japanische Variante von Golding's „Herr der Fliegen“ zu sein, ein Roman über Kinder „in einer Zeit des Tötens“. 

Wiki-Link: Kenzaburo Oe

Mittwoch, 2. April 2025

Bücherwelten: Toshikazu Kawaguchi's Roman „Bevor der Kaffee kalt wird“

Japanische Romane lese ich in den letzten Jahren ganz gerne mal. Sie haben, jedenfalls jene, die ins Deutsche übersetzt werden, oft einen hohen Empathie-Faktor, zeichnen sich durch genaue Beobachtungsgabe für Alltagssituationen aus und handeln oft auch von eigensinnigen Personen. 

Dieser Roman erschien im Original im Jahr 2015 und wurde ein Welterfolg. 

Die Geschichte spielt in einem kleinen Café in Tokyo. Wir lernen die Betreiber*innen und die Stammgäste dort kennen. Und es wird viel Kaffee gekocht und ausgeschenkt. 

Doch dies ist ein Zeitreise-Roman. In dem Café gibt es einen Sitzplatz, auf dem fast immer ein Geist sitzt und gern Kaffee trinkt. Nur einmal am Tag geht der Geist auf Toilette. In dieser Zeit wird der Platz frei, und eine andere Person kann sich dort hinsetzen und – eventuell – eine Zeitreise machen. Diese Zeitreise dauert so lange, wie ein Kaffee braucht, um kalt zu werden. 

Es gilt, viele Regeln zu beachten, die im Roman nach und nach aufgedeckt werden; so darf man den Platz nicht verlassen, und eine Zeitreise können sowieso nur diejenigen machen, die eine Person besuchen wollen, die bereits zuvor schon mal im Café gewesen ist. Die Zeitreisenden wollen meist ein schwerwiegendes zwischenmenschliches Problem beleuchten bzw. eine Situation im Café, die sie erlebt haben, anders gestalten. 

Im Grunde geht es in diesem Roman um den Abbau von Schuldgefühlen, Wiedergutmachung und um Trauerarbeit. Und es kommen auch Gäste aus der Zukunft, etwa ein Mädchen, um seine Mutter zu besuchen, die 15 Jahre später bei ihrer Geburt sterben wird. 

In diesem Zeitreise-Roman können die Reise in die Vergangenheit und die Handlungen dort nicht die Gegenwart bzw. Zukunft ändern. In Natasha Pulley's Zeitreise-Roman „Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit“, den ich ebenfalls kürzlich las und in anderen Zeitreise-Romanen kann das anders sein und die zurückkehrenden Zeitreisenden in einer ganz anderen Gegenwart herauskommen. 

Wie auch immer, es ist ein tolles Buch. 

Das Bedürfnis nach seelischer Erleichterung und nach einer heilen Welt besteht vielleicht heute wieder in besonderem Maße“, meint literaturkritik.

Montag, 10. Februar 2025

Bücherwelten: Helge Timmerberg's „Tiger fressen keine Yogis“

Der Autor, deutscher Journalist und Reise-Schriftsteller ist immer noch aktiv. Aber dieses Buch mit 27 Kurzgeschichten angelte ich aus einem öffentlichen Bücherschrank, und es datiert bereits aus dem Jahr 2001. Die Geschichten sind noch älter, aber das Buch verrät nicht, wann sie erstmals veröffentlicht wurden.

Manchmal wirken die Geschichten wie aus der Zeit gefallen, oft mit einem gewissem Althippie-Flair. Schon in jungen Jahren war der Autor in Indien, hatte dort vermutlich prägende Erlebnisse. Das Reisen hat sich wohl verändert, sowohl in Hinblick auf die Verkehrsmittel als auch mit Blick auf die persönlichen Ziele, Ansprüche und Erwartungen. 

Die Geschichten aus Indien gefallen mir am besten. 

Mitunter finden ich den Stil etwas zu selbstverliebt und libidozentriert. Es geht auch häufig um Drogen aller Art und um Frauen und Prostitution. 

Und in der letzten Geschichte "Auf der Flucht" heißt es: „Ab einem bestimmten Alter wird das Reisen sinnlose Qual. Das ewige Packen, Schleppen, Schlange stehen, Einchecken, der Kampf mit dem Zimmer, den Fliegen, den Kakerlaken“. 

An diesem Punkt bin ich wohl auch schon (fast) angekommen. Reisen ist Arbeit, das ist das Problem.

Freitag, 7. Februar 2025

Im Kino: Die Saat des heiligen Feigenbaums

Von Mohammad Rasoulof habe ich jetzt zum ersten Mal einen Film im Kino gesehen, wahrscheinlich ein Fehler, da „Doch das Böse gibt es nicht“ (2020) bereits den Goldenen Bären in Berlin gewann. Filme aus dem Iran können wegen ihrer emotionalen Wucht anstrengend sein, deshalb habe ich ihn damals nicht geguckt. 

Auch dieser Film setzt Emotionen frei. Er erzählt vom Zerfall einer Familie, „vom Bröckeln patriarchaler Macht“, wie kino-zeit treffend ausdrückt. Und dies vor dem Hintergrund landesweiter Proteste nach dem gewaltsamen Tod einer Frau. Die Familie, von der erzählt wird, ist eine Kleinfamilie, Mutter, Vater, zwei Töchter in jugendlich-pubertärem Alter. Sie bekommen viel mit von den Protesten, haben Fragen. Doch gleichzeitig erhält der Vater ein sensibles, belastendes Amt als Untersuchungsrichter und zu seinem eigenen Schutz vom Regime einen Revolver. Und er möchte, dass die Töchter vorsichtig sind bei dem, wie sie sich kleiden, wen sie einladen und was sie mit ihrem Smartphone machen. 

Die Töchter sind empört, die Mutter versucht zu vermitteln. Die Situation eskaliert, als der Revolver verschwindet – und alle (Mutter, Töchter) sich zunächst standhaft weigern, etwas damit zu tun zu haben. Gleichzeitig geraten die Namen der Richter ins Internet und die Paranoia des Vaters wächst. Er vereinbart für die Frau/Töchter einen Verhörtermin bei einem Spezialisten. 

Später nimmt er sich eine Auszeit und fährt mit ihnen in die Berge, um die Sache mit dem Revolver zu klären. Die Mutter gibt den Diebstahl zu, eine Tochter gibt den Diebstahl zu. Er sperrt sie in dunkle Kellerräume ein, doch die andere Tochter kann fliehen und später die beiden anderen befreien. In den Ruinen einer nahegelegenen antiken Stadt kommt es zum Showdown. 

Der Film wurde für den Auslandsoscar nominiert, er könnte ihn aus meiner Sicht mit Blick auf Story, schauspielerische Leistung, Dramaturgie und Glaubwürdigkeit, vielleicht aber auch aufgrund eines Politikbonus gewinnen.

Montag, 3. Februar 2025

Im Kino: Elama – Leben in Europa

Ich war heute mit einem meiner Ex-Chefs hier im Odeon um 11:30 Uhr (!) im Kino, um diesen Dokumentarfilm zu sehen. Irgendwie scheint das Thema den Nerv der Menschen zu treffen. Das Kino war gut besucht, vielleicht auch wegen der Anwesenheit der Filmemacher? 

Ein „echter“ Kinofilm war das nicht. Vielmehr war es ein ambitioniertes Reise-Projekt, das zu einem Film geworden ist und hier gezeigt wurde. Im Rahmen einer Autoreise wird von einem Pärchen anhand von Einzelbeispielen aus sieben europäischen Ländern zwischen Griechenland und Norwegen dokumentiert, wie die Menschen am 24. Längengrad leben. 

Der Film war ganz unterhaltsam. Allerdings sind die Lebenswelten auch innerhalb eines Landes so verschieden, dass niemals irgendetwas Repräsentatives bei Einzelbeispielen herauskommen kann. Auch wurden Länder ausgelassen, etwa die Ukraine und Weißrussland. Die Filmemacher sagten nach dem Film, sie hätten diese Länder umfahren, weil sie Angst hatten, dass die Kameraausrüstung beschlagnahmt werden könnte. Der Film entstand zwar vor dem Ukraine-Krieg, aber ganz unbegründet sind die Befürchtungen bestimmt nicht gewesen. 

Interessant war noch, dass die Kontaktanbahnung mit den Menschen über Couchsurfing-Kontakte erfolgte. Normalerweise wird man ja nicht wildfremde Leute auf der Straße oder im Hostel ansprechen, sie mögen ihnen vor laufender Kamera ihr Leben erzählen und zeigen. Und schon gar nicht, wenn man ihre Sprache nicht spricht. Das kann nicht funktionieren, dafür scheint das intimere Cöuchsurfing aber schon bessere Anknüpfungspunkte zu bieten, auch was das evtl. erforderliche Dolmetschen betrifft. 

Der interessanteste Beitrag war für mich sicher jener von einem Bauernhof in Rumänien.

Samstag, 18. Januar 2025

Filmkonserven: Zhang Yimou's Filme "Not One Less" und „Heimweg“

Einige Filme dieses Regisseurs, aber nicht diese beiden, die erst 1999 erschienen, haben 1995 meine Entscheidung beeinflusst, alleine eine Reise nach China zu machen. Er ist eindeutig einer meiner Lieblingsregisseure. 

Der Film "Not One Less" ist vielleicht der beste Schulfilm überhaupt – selbstverständlich meine rein subjektive Bewertung. Wahrscheinlich stehe ich auf sozialromantische Dramen, möglicherweise Ethnokitsch und Märchen. Aber hier stimmt auch die schauspielerische Leistung. 

Der Film wurde in einem armen Bergdorf in der Provinz Hebei realisiert – nicht allzu weit von Peking entfernt. Eine 13 Jahre junge neue Aushilfslehrerin kommt in das Dorf. Sie soll diese Rolle spielen, da der Klassenlehrer für einen Monat weg muss. 

Sie muss sich erst in ihre Rolle hineinfinden. Sie steht in der Klasse, schreibt Sätze an die Tafel, die abgeschrieben werden sollen, versucht sich als Autoritätsperson, damit die Kinder tun, was sie tun sollen und nicht streiten und herumtoben. 

Die Schule ist sehr ärmlich, jedes Stück Kreide muss sparsam eingesetzt werden. Es gibt nur diese eine Klasse, sie schläft zusammen mit drei anderen Schülerinnen in einem Zimmer. 

Als die Kreide bei einer Rauferei zertreten wird, fordert die Lehrerin Geld von den Schüler*innen, um neue zu kaufen. Sie haben aber kaum Geld. Also fragt sie, wie und wo sie Geld verdienen können. Die Wahl fällt auf die örtliche Ziegelei, Ziegel schleppen, dafür gibt es Geld. Sie unterrichtet praktische Mathematik, wobei es darum geht zu ermitteln, wie viele Ziegel sie schleppen müssen, um ausreichend Kreide kaufen zu können. Dann ziehen sie alle begeistert in die Ziegelei, um das Geld zu verdienen. 

Später kommt der Lehrerin ein Schüler abhanden. Er wurde von der kranken Mutter in die Stadt geschickt, um dort Geld für den Familienhaushalt zu verdienen. Die Lehrerin ist erbost, möchte den Schüler zurückholen, zumal sie vom Klassenlehrer den Auftrag hat, keinen Schüler zu verlieren. In der Schule berechnen sie mit vermuteten Fahrtkosten, wie viele Ziegel sie schleppen müssen und kommen zu dem Ergebnis, dass dies nicht realisierbar ist. Man kommt zu dem Schluss, dass die Lehrerin schwarz fahren muss. Sie wird jedoch bald aus dem Bus rausgeworfen und muss zu Fuß weitergehen bzw. wird später von einem Traktor mitgenommen. 

In der großen Stadt findet sie ihren Schüler nicht. Der Schüler bettelt einstweilen auf dem Markt, muss dafür manchmal Geschirrspültätigkeiten erledigen. Die Lehrerin versucht alles, ihn zu finden, lässt ihn am Busbahnhof ausrufen, malt Suchplakate etc. Sie findet ihn so nicht. 

Schließlich bekommt sie den Rat, den Schüler über eine bekannte TV-Sendung suchen zu lassen. Sie wird jedoch zunächst nicht in das Sendergebäude gelassen, zumal sie sich nicht ausweisen kann. Sie ist hartnäckig, wartet/schläft tagelang am Eingangstor, um den Direktor abzufangen. 

Schließlich wird der Direktor aufmerksam. Die Suchaktion im TV findet statt. Eine Marktfrau sieht die Sendung und bringt den Jungen zum Sender. Mit einem großen Tross an Fahrzeugen fahren Lehrerin, Schüler, Korrespondenten und Kamerateam zum Dorf. Es gibt Geschenke und von den Zuschauer*innen gespendete Geldmittel, um auch die Schule wieder auf Vordermann zu bringen. 

Der Film gewann 1999 in Venedig den Goldenen Löwen. Es gibt einen wikipedia-Eintrag zu diesem immer noch sehenswerten Film.

Im gleichen Jahr kam hierzulande auch Zhang Yimou's Film "Heimweg" in die Kinos. Auch dieser Film hat mit Schule zu tun, und auch er spielt im ländlichen China. Es ist eine herzergreifende Liebesgeschichte mit ebenso ergreifender Filmmusik, in der sich eine junge Frau in den neuen Dorflehrer verliebt. 

Es gibt eine Rahmenhandlung in Schwarzweiß, in der die Beerdigung des Lehrers thematisiert wird. Und seine Frau, die auf eine traditionelle Beerdigung pocht, erinnert sich (in Farbe), wie sie sich vor über 40 Jahren kennenlernten. 

Durch diesen Film wurde Zhang Ziyi hierzulande bekannt, aber ihr internationaler Durchbruch erfolgte erst ein Jahr später mit "Tiger & Dragon". 

Auch zu diesem Film gibt es einen wikipedia-Eintrag.

Donnerstag, 26. Dezember 2024

Im Kino: All We Imagine As Light

Payal Kapadia's Film spielt überwiegend in Mumbai/Indien. Der Film erzählt von drei Frauen, die in einem Hospital arbeiten. Zwei von ihnen wohnen auch zusammen. Erzählt wird von den Sorgen und den Nöten, die sie haben, von der schlechten Bezahlung in ihrem Job, den langen Anfahrtswegen mit der Bahn zur Arbeit in der Millionen-Metropole, ihren Problemen mit der Wohnung oder den Männern. Im Film regnet es viel, er spielt demnach in der Monsunzeit. 

Im letzten Drittel gibt es einen deutlichen Bruch im Film, denn eine der drei Frauen geht zurück in ihr Dorf, das am Meer liegt (vermutlich bei Goa). Die anderen helfen beim Umzug und bleiben dort dann auch ein paar Tage. 

Der Film punktet mit den Bildern aus der Alltagswelt, kann aber nicht mit einer fokussierten Geschichte und dramaturgischen Höhepunkten aufwarten. 

Ein Film der leisen Töne, des gedämpften Lichts, der winzigen Gesten“, meint kino-zeit.

Dienstag, 17. Dezember 2024

Im Kino: Black Dog

Normalerweise schaue ich keine Hundefilme und habe eher ein gestörtes Verhältnis zu diesen Tieren, insbesondere wenn sie frei in der Landschaft herumlaufen und mich möglicherweise auf meiner Wanderung beißen könnten. 

Dieser Film des chinesischen Regisseurs Guan Hu bestärkt möglicherweise noch meine Ressentiments, wird der Protagonist doch von einem schwarzen Windhund mehrmals gebissen und zudem muss ein Tollwutverdacht erst noch ausgeräumt werden. 

Ungeachtet dessen punktet der Film mit Landschaft, Gegend und Hundeaufnahmen, letzteren bereits in den ersten Szenen, als Dutzende frei lebende Hunde in halbwüstenartiger Landschaft eine Staubpiste queren und der Bus bei seinem Ausweichmanöver umstürzt. 

Der Film spielt im Jahr 2008 in einem maroden Industrieviertel (Chixia genannt, über google nicht zu finden) am Rande der nordchinesischen Wüste Gobi. Die devastierte Gegend aus Industrieruinen, Steinbrüchen, Halden, leer stehenden Häuserblocks macht den Film selbst schon sehenswert. 

Viele Einwohner sind weggezogen und haben ihre Hunde wohl in der Stadt gelassen. Diese Hunde sind nach Anzahl und Verhalten ein Problem, man engagiert Hundefänger, die überall, auch in den Ruinen unterwegs sind. 

Der Protagonist der hier erzählten Geschichte, frisch aus dem Gefängnis entlassen und gerade angekommen, wird auch als Hundefänger engagiert, ist aber nur halbherzig bei der Sache. Vielmehr schließt er Freundschaft mit dem schwarzen Hund, der ihn gebissen hat, nimmt ihn nach dem Einfangen zu sich und ist mit ihm häufig auf dem Moped unterwegs. 

Er besucht Freunde und Feinde und seinen Vater, der in einem zerfallenden Zoo arbeitet und Alkoholprobleme hat. Er ist wortkarg, knabbert an dem Problem seiner Haftstrafe, die aus einem mitverursachten Todesfall im Rahmen einer Mutprobe resultierte. Neben der beeindruckenden Szenerie und der ungewöhnlichen Hundeproblematik gewährt der Film Einblick in die chinesische Lebensweise, Bürokratie, ärztliche und gastronomische Versorgung (Nudelküchen etc.) ihrer Einwohner. Auch eine Schlangenfarm ist Schauplatz.

Existenzialistische Epik, getragen von philosophischem Subtext, famosem Schauspiel und hypnotischer Stimmung“, meint moviebreak

PS: ich hätte echt nicht gedacht, dass man viele Hunde in China sieht. Der Film lässt offen, was mit den gefangenen Hunden mittelfristig geschieht. Mancherorts waren (sind?) sie Nahrungsmittel. Ich erinnere noch, in China mal einen Bettler gesehen zu haben, der mit einem halben Hund rumlief. Ist lange her.

Donnerstag, 5. Dezember 2024

Bücherwelten: Paul Bowles' Roman „Himmel über der Wüste“

Vor fast genau einem Jahr schaute ich mir noch einmal Bernardo Bertolucci's klassischen Reisefilm „Himmel über der Wüste“ (1990) an, siehe dort. Ich äußerte damals, das dem Film zugrunde liegende Buch lesen zu wollen. Es erschien im Original 1949 und die deutsche Übersetzung (vermutlich von 1952) war/ist gerade im regulären Buchhandel nicht greifbar. Zufällig fand ich das Buch dann aber im August in einem öffentlichen Bücherschrank. 

Die Geschichte erzählt eine Dreiecksbeziehung zwischen zwei Männern und einer Frau, die als Amerikaner*innen gemeinsam nach Marokko reisen, um wahrscheinlich längere Zeit dort zu bleiben. Sie kommen in Tanger an. Doch der Mann ist rastlos. Die Reise führt schließlich mit Bussen oder mitgenommen in einem Auto weiter in die Sahara rein, bis nach Algerien und für die Frau später in einer Kamelkarawane bis in den Sudan. Alles sehr unbequem. 

Der Roman wird dem literarischen Existenzialismus zugeordnet. Selbstsuche, Entfremdung, Einsamkeit spielen hier eine große Rolle, alles zu finden auf dieser Reise, die für den Mann der Frau mit dem Tod (Typhus) in Algerien und für die Frau mit Traumata und Evakuierung aus dem Sudan endet, während der Dritte im Bunde unterwegs öfter mal verloren geht bzw. zurückgelassen wird. 

Zur damaligen Zeit waren diese Länder nicht eigenständig, sondern Protektorate/Kolonien von Frankreich/England mit vermutlich zweifelhaftem Sicherheitsstatus. 

Der Roman ist auch interessant, weil die dort beschriebenen Reise- und Übernachtungsbedingungen noch ziemlich krass waren; sind sie vielleicht auch heute noch, jedenfalls jenseits von Marokko. Vermüllte Unterkünfte, Bettwanzen und anderes Getier kommen vor, und auch wird der Frau in einem Ort ein Huhn mit in das Zimmer gegeben, da dieses vor Skorpionen schützen würde. 

Im Jahr 2010 war ich mal in Marokko und hatte damals Paul Bowles' Marokko-Roman „Das Haus der Spinne“ (1955) dabei. Auch ein gutes Buch, das als das reifeste Werk des Schrifstellers gilt. Paul Bowles hat lange in Marokko gelebt und starb dort auch.

Donnerstag, 28. November 2024

Im Kino: Shambhala

Min Bahadur Bham's Film spielt in Nepal. Er handelt von einer Frau, die ihren Ehemann sucht, der nach einer Handelsreise nach Lhasa nicht zu ihr zurückgekehrt ist, da er aufgrund von Gerüchten die Untreue seiner Frau annimmt. 

Der Film spielt in großen Höhen in karger baumloser Landschaft. Er punktet vor allem mit der visuellen Szenerie, aber auch mit Thinley Lhamo als Hauptdarstellerin, die schließlich auf ihrem Pferd alleine aufbricht, den Mann zu suchen. Es gibt viele Szenen um Feiern (Heirat etc.), religiöse Riten und mit Tieren, insbesondere Yaks, Pferde, Ziegen. 

Bei zweieinhalbstündigen Filmen sind aus meiner Sicht jedoch erhöhte Anforderungen an die Dynamik und/oder die Dialoge zu stellen, die nicht so ganz erfüllt werden. 

Visuell episch, narrativ minimalistisch, funktioniert die Handlung des romantischen Road Movies am ehesten als touristisches Diorama der nepalesischen Bergwelt und Kultur“, meint auch moviebreak.

Mittwoch, 13. November 2024

Im Kino: Die Rückkehr des Filmvorführers

Der aserbaidschanische Regisseur Orkhan Aghazadeh erzählt in seinem Film von einem Filmvorführer, der lange in Russland gearbeitet hat und in sein bergig gelegenes Dorf zurückkehrt. Ihm schwebt vor, einen alten Filmprojektor dort wieder in Gang zu bringen und im Gemeindehaus einen alten, vorzugsweise indischen Film zu zeigen. 

Das Vorhaben stößt auf technische Probleme, so ist die Projektorbirne kaputt und muss erst aus dem Ausland beschafft werden. Das dauert Wochen, so dass die Werbemaßnahmen (Plakate etc.) für den Film bereits ins Leere laufen. 

Der Mann  wird von diversen Leuten unterstützt, u.a. von einem Jungen, der selbst Videoclips für Social-Media dreht. Am Ende kann der bestellte Film gestartet werden, auch wenn er nicht in aserbaidschanischer Sprache ist und durch eigene Live-Synchronisation improvisiert werden muss und nachdem die prüde innerkommunale Zensur das Herausschneiden einiger Filmszenen verlangt hat. Doch der Projektor gibt mitten in der Vorstellung den Geist auf. 

Die Geschichte wirkt authentisch und wenig verkitscht inszeniert, auch wenn einem das Gefühl beschleichen mag, dass die Beschäftigung mit einer improvisiert gestalteten Alltagswelt in Angesicht vieler technischer Unzulänglichkeiten bereits ein Markenzeichen für Filme aus diversen ehemaligen GUS-Staaten ist. 

Wer den Glauben an die Magie des Kinos verloren hat, wird ihn ... wiedererlangen“, meint kino-zeit zum Film.

Dienstag, 10. September 2024

Tahar Ben Jelloun's Roman "Zina oder Die Nacht des Irrtums"

Dieser Roman des mit diversen Preisen bedachten marokkanischen Autors erschien im Original 1997.

Er spielt in den 1950er Jahren überwiegend in Tanger und erzählt von einer schönen Frau, die als Ergebnis einer Gruppenvergewaltigung zur Welt gekommen ist, dafür die Gabe des Bösen Blicks verliehen bekommen hat und reihenweise Männer, die ihrer Sinnlichkeit und ihren Verführungskünsten erliegen, dem Abgrund näher bringt.

Von der Frau und den einzelnen Männern wird in wechselnden Kapiteln erzählt. Der ganze Roman ist sehr verschachtelt, erzählt Geschichten innerhalb von Geschichten, hat märchenhafte, mystische, phantastische oder geträumte Passagen, wie das häufiger mal in arabischen Werken der Fall ist. Auch pornographisch anmutende Szenen gibt es. 

Stilistisch, erzählerisch ein interessantes Buch, das die Magie des Orients heraufbeschwört, doch ist es schwer den Geschehnissen zu folgen, wenn man nicht zeitnah dran bleibt.

Mittwoch, 28. August 2024

Im Kino: Was will der Lama mit dem Gewehr?

Pawo Choyning Dorji's Film spielt in Bhutan im Jahr 2008. In jenem Jahr gab es erstmals Wahlen in diesem asiatischen Land und es galt, die Bevölkerung zu informieren, wie das geht. Gleichzeitig erzählt die Geschichte von Gewehren, die sowohl der örtliche Lama braucht als auch ein amerikanischer Tourist, der mit einem Reiseführer im Auto unterwegs ist, haben möchte. Die Gewehre sind alt und wertvoll, wobei für die Geschichte bezeichnend ist, dass die Bhutaner angeblich nicht priortär an Geld interessiert sind, sondern über allem die Religion steht. 

Der Film gehört in die Gruppe der Ethno-Folk-Filme, die primär eine heile, fast konfliktfreie Lebenswelt in dem betreffenden Land vorgaukeln wollen und einen einfachen Lebensstil beschwören, der die Menschen glücklich macht. 

Ethno-Folk-Filme im Kino gab es in den vergangenen Jahren auch aus der Mongolei. Dennoch ist die Geschichte hier nicht allzu „kitschig“ erzählt, sondern eher nüchtern-zielorientiert. 

Vieles an der Geschichte des Films ist recht konventionell und vorhersehbar, aber das stört nicht angesichts der charmanten Darstellung des inneren Konflikts des Landes, der unlösbar scheint“, meint kino-zeit

War schon mal jemand in Bhutan? Ich kenne niemanden. Es gibt Barrieren. Man kommt vermutlich nur über eine Travel Agency rein, die auch das Visum ausstellt, muss mindestens 100 Dollar pro Tag zahlen, und Tabak gibt es dort auch nicht zu kaufen.

Samstag, 17. August 2024

Im Kino: Touch

Baltasar Kormákur's Film nach einem Roman von Olaf Olafsson spielt in London, Tokyo und Hiroshima. Erzählt wird von einem Isländer, der vor 50 Jahren in einem Londoner japanischen Restaurant gearbeitet hat und sich in die Tochter des Restaurant-Besitzers verliebte. Diese Liebe musste geheim gehalten werden. Doch das Restaurant schloss wenig später über Nacht, und die Japaner verschwanden spurlos. 

50 Jahre später, sein Ende fühlend, beschließt der Mann nach einigen Recherchen nach Tokyo zu fliegen, um seine ehemalige kurzzeitige Freundin zu suchen. Die Corona-Pandemie beginnt. Die Spur führt nach Hiroshima. 

Der Film besticht vor allem in der ersten Hälfte mit seinen Rückblenden auf diese Liebesgeschichte. Die zweite Hälfte ist nüchterner, doch der Mann findet seine Ex-Geliebte und erfährt die Hintergründe ihres damaligen Verschwindens, die unmittelbar auch mit ihm zu tun haben. Mädchen mit Hiroshima-Wurzeln durften damals nach Möglichkeit vor allem eines nicht tun, nämlich Kinder kriegen. 

Auf bemerkenswerte Weise sehr behutsam und unaufgeregt erzählt“, meint kino-zeit.

Samstag, 10. August 2024

Im Kino: Tatami

Der in Tiflis/Georgien spielende Film von Guy Nattiv & Zar Amir Ebrahimin erzählt mal wieder eine dieser düsteren Geschichten, die die Machenschaften des iranischen Regimes an den Pranger stellen. 

Der Film handelt von den Frauen-Judo-Weltmeisterschaften, die in Tiflis stattfinden und wo auch eine iranische Frauen-Mannschaft antritt. Doch das „irre“ Regime möchte nicht, dass die Favoritin gegen eine israelische Judoka antritt und versucht sie zurückzupfeifen, lange bevor überhaupt feststeht, dass es zu dieser Begegnung kommt. Diese träumt jedoch von einer Medaille und weigert sich. 

Mit jedem Sieg der Protagonistin werden die Drohungen gegen die Trainerin und ihre Kämpferin heftiger – bis hin zur Verhaftung ihrer Eltern in der Heimat, während ihr Mann, der vorbehaltlos hinter ihr steht, mit Kind rechtzeitig fliehen konnten. 

Letztendlich müssen sowohl Trainerin wie Kämpferin um Asyl ersuchen, weil sie unmöglich in ihre Heimat zurückkehren können. Zu dem Kampf mit der israelische Judoka kam es aber gar nicht. 

Ein atemlos spannender Sport-Thriller voll emanzipativer Power, der die Unnachgiebigkeit der Frauen im Iran feiert“, meint kino-zeit.

Freitag, 26. Juli 2024

Im Kino: Ein kleines Stück vom Kuchen

Der von Maryam Moghaddam & Behtash Sanaeeha inszenierte Film spielt in Teheran und handelt von einer älteren Frau, die seit vielen Jahren allein lebt und dann doch noch von ihren Freundinnen überredet wird, nach einem Mann Ausschau zu halten.

In einer Lokalität, die auch gegen Essensmarken für Senior*innen Essen ausgibt, fasst sie einen Taxifahrer ins Auge, von dem sie mitbekommen hat, dass er auch alleine lebt. Sie lässt sich von ihm nach Hause bringen und offenbart ihre Wünsche. Der Mann geht darauf ein, sie starten einen schönen Abend in ihrer Wohnung mit Kaffee, Kuchen, Musik und Tanz. 

Doch das Ende des Films ist beklemmend finster. 

Iranische Regisseur*innen bringen seit vielen Jahren trotz schwieriger Bedingungen gelegentlich bemerkenswerte Filme zum iranischen Alltagsleben hervor. Man muss sie nicht herausragend finden, zumal sie vorwiegend aufgrund ihrer politischen Haltung hochbewertet werden, aber man kann authentische Einblicke vom Leben im Iran gewinnen, das natürlich auch viele verschiedene Facetten hat. 

Die Faszination für die zauberhafte Feier kleiner Glücksmomente ergibt sich vor allem aus einer Inszenierungskunst, die das Publikum Mäuschen spielen lässt in einem Leben, das gleichzeitig fremd und vertraut anmutet“, meint film-rezensionen.