Bücherwelten: Marina Lostetter's Roman „Die Reise“

Die US-Autorin hat mit diesem dickbändigen SF-Werk ihren Debut-Roman (orig.: Noumenon, 2017) vorgelegt. Die Geschichte beginnt im Jahr 2088 und erzählt von der Planung und Durchführung einer über mehrere Jahrtausende irdischer Zeitrechnung währenden Raumschiff-Expedition zu einem entdeckten, unerklärlichen Objekt im All. Es starten gleich 9 Raumschiffe im Verband, die mehrere Generationen unterwegs sein werden. Die Besatzung ersetzt sich selbst durch Klonen im Laufe der Jahre. Die Zeit vergeht viel schneller auf der Erde, irgendwann reißt der Kontakt ab. 

Die x-te Generation erreicht dann das Objekt, das künstlich um einen Stern herumgebaut ist. Es erweist sich als Artefakt, das nicht fertig gebaut ist. Man findet dort angedockt ein kleines fremdartiges Raumschiff mit Schäden und ohne Hinweise auf die Besatzung - und nimmt es mit. Nach etwa 20 Jahren Forschung vor Ort, die zu keinem schlüssigen Ergebnis über die Funktion des Artefaktes führte, bricht die Expedition zurück zur Erde auf. Natürlich dauert die Reise wieder Generationen. Doch die Erde, die 2.300 Jahre nach dem Start der Expedition wieder erreicht wird, erweist sich als fremdartiger Ort, auf dem von der Rückkehr der Expedition kaum noch Notiz genommen wird. 

Es waren natürlich nicht die ersten Generationen-Sternenschiffe, die die SF-Literatur hervorgebracht hat. Don Wilcox' Roman "The Voyage that lasted 600 Years" (1940) gilt als erster Generationen-Sternenschiff-Roman. Der Roman unserer Autorin lässt vermuten, dass sie einige dieser Werke kennt. 

Insgesamt wirkt ihr Roman sehr durchdacht und sowohl in Hinblick auf die Beschreibung der technischen Zusammenhänge als auch mit Blick auf die Beschreibung der Gesellschaftsstruktur an Bord der Raumschiffe überzeugend. Die Frage, wie die Gesellschaftsstruktur über Generationen hinweg aufrecht erhalten werden kann und welche – auch politischen - Gefahren es gibt, ist das Kernthema des Buches. Nicht jeder will sein ganzes Leben auf einem Raumschiff verbringen - so ist das eben.

Beispielsweise meinekritiken hat auch etwas zu diesem Buch geschrieben.