Donnerstag, 5. Dezember 2024

Bücherwelten: Paul Bowles' Roman „Himmel über der Wüste“

Vor fast genau einem Jahr schaute ich mir noch einmal Bernardo Bertolucci's klassischen Reisefilm „Himmel über der Wüste“ (1990) an, siehe dort. Ich äußerte damals, das dem Film zugrunde liegende Buch lesen zu wollen. Es erschien im Original 1949 und die deutsche Übersetzung (vermutlich von 1952) war/ist gerade im regulären Buchhandel nicht greifbar. Zufällig fand ich das Buch dann aber im August in einem öffentlichen Bücherschrank. 

Die Geschichte erzählt eine Dreiecksbeziehung zwischen zwei Männern und einer Frau, die als Amerikaner*innen gemeinsam nach Marokko reisen, um wahrscheinlich längere Zeit dort zu bleiben. Sie kommen in Tanger an. Doch der Mann ist rastlos. Die Reise führt schließlich mit Bussen oder mitgenommen in einem Auto weiter in die Sahara rein, bis nach Algerien und für die Frau später in einer Kamelkarawane bis in den Sudan. Alles sehr unbequem. 

Der Roman wird dem literarischen Existenzialismus zugeordnet. Selbstsuche, Entfremdung, Einsamkeit spielen hier eine große Rolle, alles zu finden auf dieser Reise, die für den Mann der Frau mit dem Tod (Typhus) in Algerien und für die Frau mit Traumata und Evakuierung aus dem Sudan endet, während der Dritte im Bunde unterwegs öfter mal verloren geht bzw. zurückgelassen wird. 

Zur damaligen Zeit waren diese Länder nicht eigenständig, sondern Protektorate/Kolonien von Frankreich/England mit vermutlich zweifelhaftem Sicherheitsstatus. 

Der Roman ist auch interessant, weil die dort beschriebenen Reise- und Übernachtungsbedingungen noch ziemlich krass waren; sind sie vielleicht auch heute noch, jedenfalls jenseits von Marokko. Vermüllte Unterkünfte, Bettwanzen und anderes Getier kommen vor, und auch wird der Frau in einem Ort ein Huhn mit in das Zimmer gegeben, da dieses vor Skorpionen schützen würde. 

Im Jahr 2010 war ich mal in Marokko und hatte damals Paul Bowles' Marokko-Roman „Das Haus der Spinne“ (1955) dabei. Auch ein gutes Buch, das als das reifeste Werk des Schrifstellers gilt. Paul Bowles hat lange in Marokko gelebt und starb dort auch.

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