Dienstag, 17. Dezember 2024

Im Kino: Black Dog

Normalerweise schaue ich keine Hundefilme und habe eher ein gestörtes Verhältnis zu diesen Tieren, insbesondere wenn sie frei in der Landschaft herumlaufen und mich möglicherweise auf meiner Wanderung beißen könnten. 

Dieser Film des chinesischen Regisseurs Guan Hu bestärkt möglicherweise noch meine Ressentiments, wird der Protagonist doch von einem schwarzen Windhund mehrmals gebissen und zudem muss ein Tollwutverdacht erst noch ausgeräumt werden. 

Ungeachtet dessen punktet der Film mit Landschaft, Gegend und Hundeaufnahmen, letzteren bereits in den ersten Szenen, als Dutzende frei lebende Hunde in halbwüstenartiger Landschaft eine Staubpiste queren und der Bus bei seinem Ausweichmanöver umstürzt. 

Der Film spielt im Jahr 2008 in einem maroden Industrieviertel (Chixia genannt, über google nicht zu finden) am Rande der nordchinesischen Wüste Gobi. Die devastierte Gegend aus Industrieruinen, Steinbrüchen, Halden, leer stehenden Häuserblocks macht den Film selbst schon sehenswert. 

Viele Einwohner sind weggezogen und haben ihre Hunde wohl in der Stadt gelassen. Diese Hunde sind nach Anzahl und Verhalten ein Problem, man engagiert Hundefänger, die überall, auch in den Ruinen unterwegs sind. 

Der Protagonist der hier erzählten Geschichte, frisch aus dem Gefängnis entlassen und gerade angekommen, wird auch als Hundefänger engagiert, ist aber nur halbherzig bei der Sache. Vielmehr schließt er Freundschaft mit dem schwarzen Hund, der ihn gebissen hat, nimmt ihn nach dem Einfangen zu sich und ist mit ihm häufig auf dem Moped unterwegs. 

Er besucht Freunde und Feinde und seinen Vater, der in einem zerfallenden Zoo arbeitet und Alkoholprobleme hat. Er ist wortkarg, knabbert an dem Problem seiner Haftstrafe, die aus einem mitverursachten Todesfall im Rahmen einer Mutprobe resultierte. Neben der beeindruckenden Szenerie und der ungewöhnlichen Hundeproblematik gewährt der Film Einblick in die chinesische Lebensweise, Bürokratie, ärztliche und gastronomische Versorgung (Nudelküchen etc.) ihrer Einwohner. Auch eine Schlangenfarm ist Schauplatz.

Existenzialistische Epik, getragen von philosophischem Subtext, famosem Schauspiel und hypnotischer Stimmung“, meint moviebreak

PS: ich hätte echt nicht gedacht, dass man viele Hunde in China sieht. Der Film lässt offen, was mit den gefangenen Hunden mittelfristig geschieht. Mancherorts waren (sind?) sie Nahrungsmittel. Ich erinnere noch, in China mal einen Bettler gesehen zu haben, der mit einem halben Hund rumlief. Ist lange her.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen