Samstag, 18. Januar 2025

Filmkonserven: Zhang Yimou's Filme "Not One Less" und „Heimweg“

Einige Filme dieses Regisseurs, aber nicht diese beiden, die erst 1999 erschienen, haben 1995 meine Entscheidung beeinflusst, alleine eine Reise nach China zu machen. Er ist eindeutig einer meiner Lieblingsregisseure. 

Der Film "Not One Less" ist vielleicht der beste Schulfilm überhaupt – selbstverständlich meine rein subjektive Bewertung. Wahrscheinlich stehe ich auf sozialromantische Dramen, möglicherweise Ethnokitsch und Märchen. Aber hier stimmt auch die schauspielerische Leistung. 

Der Film wurde in einem armen Bergdorf in der Provinz Hebei realisiert – nicht allzu weit von Peking entfernt. Eine 13 Jahre junge neue Aushilfslehrerin kommt in das Dorf. Sie soll diese Rolle spielen, da der Klassenlehrer für einen Monat weg muss. 

Sie muss sich erst in ihre Rolle hineinfinden. Sie steht in der Klasse, schreibt Sätze an die Tafel, die abgeschrieben werden sollen, versucht sich als Autoritätsperson, damit die Kinder tun, was sie tun sollen und nicht streiten und herumtoben. 

Die Schule ist sehr ärmlich, jedes Stück Kreide muss sparsam eingesetzt werden. Es gibt nur diese eine Klasse, sie schläft zusammen mit drei anderen Schülerinnen in einem Zimmer. 

Als die Kreide bei einer Rauferei zertreten wird, fordert die Lehrerin Geld von den Schüler*innen, um neue zu kaufen. Sie haben aber kaum Geld. Also fragt sie, wie und wo sie Geld verdienen können. Die Wahl fällt auf die örtliche Ziegelei, Ziegel schleppen, dafür gibt es Geld. Sie unterrichtet praktische Mathematik, wobei es darum geht zu ermitteln, wie viele Ziegel sie schleppen müssen, um ausreichend Kreide kaufen zu können. Dann ziehen sie alle begeistert in die Ziegelei, um das Geld zu verdienen. 

Später kommt der Lehrerin ein Schüler abhanden. Er wurde von der kranken Mutter in die Stadt geschickt, um dort Geld für den Familienhaushalt zu verdienen. Die Lehrerin ist erbost, möchte den Schüler zurückholen, zumal sie vom Klassenlehrer den Auftrag hat, keinen Schüler zu verlieren. In der Schule berechnen sie mit vermuteten Fahrtkosten, wie viele Ziegel sie schleppen müssen und kommen zu dem Ergebnis, dass dies nicht realisierbar ist. Man kommt zu dem Schluss, dass die Lehrerin schwarz fahren muss. Sie wird jedoch bald aus dem Bus rausgeworfen und muss zu Fuß weitergehen bzw. wird später von einem Traktor mitgenommen. 

In der großen Stadt findet sie ihren Schüler nicht. Der Schüler bettelt einstweilen auf dem Markt, muss dafür manchmal Geschirrspültätigkeiten erledigen. Die Lehrerin versucht alles, ihn zu finden, lässt ihn am Busbahnhof ausrufen, malt Suchplakate etc. Sie findet ihn so nicht. 

Schließlich bekommt sie den Rat, den Schüler über eine bekannte TV-Sendung suchen zu lassen. Sie wird jedoch zunächst nicht in das Sendergebäude gelassen, zumal sie sich nicht ausweisen kann. Sie ist hartnäckig, wartet/schläft tagelang am Eingangstor, um den Direktor abzufangen. 

Schließlich wird der Direktor aufmerksam. Die Suchaktion im TV findet statt. Eine Marktfrau sieht die Sendung und bringt den Jungen zum Sender. Mit einem großen Tross an Fahrzeugen fahren Lehrerin, Schüler, Korrespondenten und Kamerateam zum Dorf. Es gibt Geschenke und von den Zuschauer*innen gespendete Geldmittel, um auch die Schule wieder auf Vordermann zu bringen. 

Der Film gewann 1999 in Venedig den Goldenen Löwen. Es gibt einen wikipedia-Eintrag zu diesem immer noch sehenswerten Film.

Im gleichen Jahr kam hierzulande auch Zhang Yimou's Film "Heimweg" in die Kinos. Auch dieser Film hat mit Schule zu tun, und auch er spielt im ländlichen China. Es ist eine herzergreifende Liebesgeschichte mit ebenso ergreifender Filmmusik, in der sich eine junge Frau in den neuen Dorflehrer verliebt. 

Es gibt eine Rahmenhandlung in Schwarzweiß, in der die Beerdigung des Lehrers thematisiert wird. Und seine Frau, die auf eine traditionelle Beerdigung pocht, erinnert sich (in Farbe), wie sie sich vor über 40 Jahren kennenlernten. 

Durch diesen Film wurde Zhang Ziyi hierzulande bekannt, aber ihr internationaler Durchbruch erfolgte erst ein Jahr später mit "Tiger & Dragon". 

Auch zu diesem Film gibt es einen wikipedia-Eintrag.

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