Aranyaprathet, eine Kleinstadt 6 km vor der kambodschanischen Grenze.
Ich bin nicht so ganz fit. Gestern kam der Flieger nach 10 Std. Flugzeit in Bangkok an. Zum Glück kein spannender Flug - wer braucht das schon? Es war relativ kühl im Flieger - ohne Decke zeitweise nicht auszuhalten. Viele Leute in meiner näheren Umgebung waren sowieso schon verschnupft und dementsprechend bin ich jetzt auch erkältet, nicht schlimm, aber merklich.
Im Flieger habe ich viel in P.K. Dicks "LSD-Astronauten" gelesen. Auf S. 13 heißt es dort: "Er erinnerte sich an den Tag, als seine LP-Sammlung zu einem Klumpen zusammenschmolz, damals im Jahre 04, verschuldet durch einen Defekt im Kühlwerk des Gebäudes."
Ich befürchtete den "Waschküchenhammer" nach Verlassen des Flughafens, also zog ich mich noch in der klimatisierten Zone um, wechselte 50 Euro und ging dann raus zur Bahnstation. Es war noch früh, vor 8:00 morgens. Daher war es bemerkenswert angenehm temperiert, auf dem Bahnsteig stand mir nur wenig Schweiss auf der Stirn.
Die zwischen 2 Schnellstraßen eingeklemmte Bahnstation bot insbesondere Lärmimpressionen.
Eine Stunde zockelte der Zug durch mäßig interessante Gewerbe- und Wohngebiete Richtung Hauptbahnhof. Dort studierte ich die Fahrpläne und entschied, gleich wieder aus Bangkok rauszufahren. Ich war letztes Jahr schon ein paar Tage in Bangkok, daher musste das jetzt nicht sein.
Von Norden rein, nach Osten raus. Dieser Zug zockelte 2 Std. bis zur Kleinstadt Chachoensao, erst durch zersiedelte Gebiete Bangkoks, dann meist durch Reisfelder, vorbei an vielen Kanälen und künstlichen Teichen, die oft von Palmen und Bananenstauden gesäumt waren. Es war gemütlich, 3. Klasse, alle Fenster offen, kein überfüllter Zug.
In Chachoensao irrte ich etwas in der näheren Umgebung des Bahnhofvorplatzes herum, aber es war aussichtslos, überall nur thailändische Schrift, kein Hotel oder auch nur eine vielversprechende Richtung auszumachen, in die man gehen könnte.
Ich quatschte dann einen Tuk-Tuk-Fahrer an, der natürlich kein Wort Englisch konnte, aber er wusste, wer Englisch konnte (und darauf kommt es an!), und dann düsten wir 500 m weit zu einer Bungalow-Anlage. 6-7 Euro/Nacht kostete das "Häuschen" - habe ich direkt genommen, denn mittlerweile hatte ich das dringende Bedürfnis, zu pennen und verständigungsmäßig war es hier sowieso schwierig, noch nach anderen Plätzen zu suchen.
Duschen, 4-5 Std. schlafen und Tag 1 der Reise war praktisch vorbei. 17:30 Uhr ging ich noch mal raus, aber da es dunkel wurde und ich weder Namen noch Straße meiner Unterkunft wusste, waren natürlich keine größeren Erkundungen mehr angesagt. Einen Euro investierte ich noch in eine Abendmahlzeit. Man konnte sich selbst die Sachen auf den Teller tun - also kein Problem. Mit Reis, Gemüse und Wurst sowie zwei Colas gab ich mich zufrieden.
Abends las ich noch viel, sah vom Bett aus auch meine erste Kakerlake dieser Reise über den Boden wandern. Ein Prachtexemplar, bestimmt 4 cm lang (man gedenke der finsteren überlieferten Geschichte eines Eroberers vor einigen Hundert Jahren in Afrika, der einen qualvollen Tod fand, nachdem sich eine Kakerlake in seinem Ohr einnistete). Ich ließ das Tier in Ruhe.
Ansonsten schlief ich schlecht wegen der Zeitumstellung und wegen des langen, aber notwendigen Nachmittagsschlafes. Züge, Mopeds, Geckos, Frösche, sowie ca. zwei Mücken im Raum weckten mich andauernd, obwohl es eigentlich keine laute Hütte war, zumal mit angenehmen Klima und nur noch 24.5 Grad am nächsten Morgen.
6:15 Uhr bin ich dennoch aufgestanden, habe schnell geduscht und gepackt und um 7:35 Uhr saß ich in dem Zug nach Aranyaprathet. 4 Std. dauerte die Fahrt, ein deutlich schnellerer Zug als gestern, wieder viele freie Plätze. Das Ticket kostete knapp 1 Euro. Die Tickets werden auch hier per Computer ausgedruckt und man kann sie lesen. Auch an den Zügen steht in lateinischer Schrift, wohin sie fahren - also kein Problem.
Landschaftlich gab es wenig Neues zu sehen, vielleicht Zuckerpalmen und Wasserbüffel kann man erwähnen. Himmel: gestern/heute: weitgehend bedeckt, nur manchmal Sonne. Im Zug waren ca. 10 andere Touristen, die aber direkt nach Kambodscha weitergefahren sind.
In Aranyaprathet irrte ich durch die Stadt auf der Suche nach einem Hotel. Es war nicht allzu warm, sonst hätte ich es so nicht gemacht. Schließlich fand ich das Inter Hotel. Das Zimmer kostete wieder 6-7 Euro, ist aber groß, mit eigenem Bad und TV.
Im Zug merkte ich schon, dass mir im Rucksack die Flasche Autan-Lotion ausgelaufen war. Eine riesige Sauerei! Denn das Zeug enthält offensichtlich Lösemittel, die in der Lage sind, bunte Plastiktüten zu entfärben. Mit dieser Schweinerei war ich im Hotelzimmer einige Zeit beschäftigt, wobei sich der Schaden allerdings nicht mehr beheben sondern nur noch eingrenzen ließ.
Ich schlief wieder zwei Stündchen, aber gegen 16 Uhr war ich so fit, die Stadt zu erkunden. Zu sehen gibt es nicht wirklich etwas Besonderes - nur eine typische, thailändische Kleinstadt eben. Ich ging mal über den Markt. Lebende Frösche/Unken im Angebot fielen mir dort schon auf, sieht man sonst eher selten. Ansonsten viel Gemüse und Fisch, identifizierbare und nicht identifizierbare Sachen wie üblich in Asien. Keine Touristen. Bei 7-Eleven war ich einkaufen - Wasser, Erdbeermilch, Kuchen. Dann aß ich für 1-2 Euro gebratenes Gemüse mit Huhn, trank eine Cola, bis ich schließlich hier in dieses - inzwischen gefundene - Internetcafé gehen konnte. Vorher war es voll mit PC-Games spielenden Kindern, die auch jetzt noch nervend am Werke sind. Aber es sind weniger.
Thai-Ortszeit: 20:32.
[zu diesem Eintrag gibt es keine Digital-Fotos, da ich damals keine gemacht hatte]
First published at lutzb.20six.de/lutzb/ at 10.01.2004 (no longer existent). Slightly changed.
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