Montag, 27. November 2023

Filmkonserve: Bernardo Bertolucci's „Himmel über der Wüste“


Dies ist ein Reise-Film par excellence. Der in 2018 verstorbene Regisseur realisierte dieses Marokko-Drama in 1990. Ich sah diesen Film nicht im Kino, hatte aber vor 15 Jahren schon einmal die DVD geschaut. 

Als Vorlage des Films diente ein Roman von Paul Bowles (The Sheltering Sky, 1949). Entsprechend spielt der Film auch zur damaligen Zeit, in der Marokko noch französisches Protektorat war. 

Die Geschichte erzählt eine Dreiecksbeziehung zwischen zwei Männern (u.a. John Malkovich) und einer Frau (Debra Winger), die als Amerikaner*innen gemeinsam nach Marokko reisen, um wahrscheinlich längere Zeit dort zu bleiben. Sie kommen in Tanger an. 

Damals dürfte Marokko noch ziemlich spannend und archaisch gewesen sein. Und es gab sicherlich auch nur vergleichsweise wenige Touristen. 

Der Regisseur inszeniert dieses archaische Marokko zunächst in vielen Ortszenen mit den Bazarhändlern, Fuhrwerken und kleinen Geschäften, vielen Kindern. Charmant sind anfangs die Hotels. 

Doch die Reise geht weiter über Land, da der Protagonist die alten Städte und die Sahara sehen möchte. Es gab damals nur wenige Fahrzeuge, doch einige Busse und Lastwagen gab es natürlich, auch einige PKW reicher Tourist*innen. Die Fahrten sind anstrengend, die hygienischen Verhältnisse werden schlechter. Zeitweise trennen sie sich, um Spannungen zu vermeiden. 

Der Mann der Frau bekommt später schweres Fieber. In einem Wüstenort kann die Frau noch eine primitive Unterkunft organisieren, pflegt ihren Mann, kann auch einen Militärarzt herbeirufen; doch dieser kann nur wenig tun, und der Mann stirbt unter schrecklichen Qualen, wahrscheinlich an Typhus. 

Die Frau, tief verschleiert, ist nun auf sich allein gestellt in einer fremden Stadt in der Wüste. Sie kommt nicht mehr weg, da kein Bus auftaucht, schließt sich später einer Kamel-Karawane an, wird von einem jungen Beduinen auf dem Kamel mitgenommen. Sie kann/muss mit Sex bezahlen. 

Die Wüstenaufnahmen sind grandios, mitunter aber auch am Rande des Kitsches. Die Frau schafft es erschöpft in eine „richtige“ Stadt, wird von der amerikanischen Botschafterin in Obhut genommen. 

Es ist in jedem Fall ein interessanter Film. Die Aufnahmen dieses Films entstanden in Marokko, Algerien und im Niger. 

-----

Den Roman müsste ich auch mal lesen. Der US-amerikanische Autor lebte ab 1947 in Tanger, wo er auch 1999 starb. Als RoRoRo-Band kostet das Buch allerdings gerade überzogene 297 € bei Amazon. Ich muss mal wieder die öffentlichen Bücherschränke überwachen. 

-----

In Süd-Marokko habe ich mal im März 2010 auf eigene Faust eine dreieinhalbwöchige Rundreise gemacht, meist in Bussen und Auto-Gemeinschaftstaxis. Das Land bzw. insbesondere einige Altstädte empfand ich damals immer noch als etwas „archaisch“. Aber das hält natürlich keinem Vergleich mit dieser Reise im Film stand. Dafür bin ich gesund und auch nicht traumatisiert zurückgekommen. Die Berichte hierüber erschienen nicht auf diesem Blog. 

-----

Meinen einzigen Kamelritt machte ich übrigens nicht in Marokko, sondern mit einem Freund im November 1993 auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel. Ziel war eine Oase. Das war nur eine ungemütliche halbtägige Tour.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen