Hotel Fuentes, Tanger (Doppelzimmer mit Bad und Frühstück, 29 €/Nacht)
Von Chefchaouen fuhr ich in zwei Sammeltaxis über Tetouan zurück nach Tanger. Das funktionierte mal wieder schnell und unproblematisch, kostete 7 € für die etwa 120 km lange Strecke. Um in die Medina zu kommen, muß/kann man dann allerdings 5 km gehen.
Ich gammele jetzt hier so rum. Die letzten 4 Übernachtungen dieser Reise werde ich in Tanger verbringen, viel zu viel gemessen an den Sehenswürdigkeiten, aber ich sah keinen Grund, einen Tag in Chefchaouen noch dran zu hängen, und mein inoffizielles Reiseprogramm habe ich beendet.
Außerdem, heute war ich wieder nicht topfit. Ich habe den Milchkaffee in Verdacht, mir nicht so wirklich gut zu bekommen, auch wenn er zuletzt gut geschmeckt hat.
Tanger hat eine besondere Geschichte, wurde 1923 die zollfreie "internationale Zone von Tanger", die von den damaligen Großmächten gemeinsam verwaltet wurde. Es herrschte große Freizügigkeit, es gab beispielsweise Knabenbordelle und über der Stadt wehte der Geruch von Haschisch, das massenhaft aus dem Rif-Gebirge kam.
Mit der Unabhängigkeit Marokkos 1956 endete diese Freizügigkeit zwar offiziell, dennoch wurden auch in den 1960er und -70er Jahren noch zahlreiche Aussteiger, Außenseiter, Exoten und auch US-amerikanische und europäische Künstler und Schriftsteller*innen angezogen, die einige heute weltberühmte Werke schufen.
Der existenzialistische Roman "Himmel über der Wüste" von Paul Bowles, der schon 1931 nach Tanger reiste und 1999 dort starb, erschien 1949; der surrealistische Roman "Naked Lunch" von William S. Burroughs 1959. Beide Werke wurden später verfilmt.
Heute ist das alles Geschichte, aber man sieht noch die großen alten Hotels, wie auch dieses "Fuentes", in dem ich gerade logiere, alte verrottende Paläste und Villen oder die großen Cafés in oder nahe der Medina.
Auch mein Hotel hier hat ein großes Café im 1. Stock mit Außenterrasse, wo ich morgens frühstücke. Jetzt abends läuft da leider vermutlich Fußball, und es ist ziemlich laut.
Die Medina ist nicht so wirklich hinreißend wie die von Fes, aber in Ordnung und in Hanglage. Es gibt ein paar Aussichtsterrassen auf das Meer, im weiteren Sinne die Straße von Gibraltar. Man sieht das spanische Festland, auch wenn Tanger nicht an der engsten Stelle liegt. Auch alte Kanonen haben die Befestigungen noch zu bieten.
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Interessant sind noch zwei Parkanlagen in der Nähe der Medina, wo man ein schattiges Sitzplätzchen finden kann, während es sonst in der Stadt oder am Stadtstrand nicht viel Besonderes zu sehen gibt.
An einem Storchennest konnte ich mich auch noch erfreuen:
... oder an diesem stattlichen Gummibaum:
Oberhalb der Kasbah gibt es ein Plateau direkt am Kliffabbruch, genannt Nekropole von Mershan. Dort kann man punische Steingräber sehen:
Ich kann dort stundenlang sitzen, die schwebenden Möwen oder die Menschen beobachten, den ins Meer hinausziehenden Fischerbooten folgen, die großen Containerschiffe beobachten oder einem deutschen Boot gedenken, das hier mit Wasserbomben eingedeckt wurde.
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